
Immer mehr Frauen suchen Hilfe im Café W.U.T. – ein Zeichen für steigende Armut.
Wer sich unter den Gästen des Cafés W.U.T., Untertrave 21, ausschließlich obdachlose Männer vorstellt, ist fern der Realität. Betrug der Frauenanteil bis vor etwa drei Jahren nur knapp 20 Prozent, nutzen heute mindestens doppelt so viele weibliche Bedürftige in der Begegnungsstätte die täglichen, kostenlosen warmen Mahlzeiten, die wöchentliche Abgabe der großen Tüten mit Lebensmitteln und auch die menschlich liebevollen sozialen Kontakte, die sie für Stunden aus der deprimierenden gesellschaftlichen Isolation befreien.
Auch Gerda (62) kommt seit Jahren ins Café W.U.T.: „Hier finde ich Menschlichkeit und Wärme. Viele der Stammgäste kenne ich inzwischen und finde jeden Tag freundliche Unterhaltung.“
Renate ist 77 Jahre alt und kommt seit vier Jahren regelmäßig ins Café W.U.T.. „Ich habe eine sehr kleine Rente und lebe von der Grundsicherung. Das Essen hier hilft mir, mit dem wenigen Geld zurecht zu kommen und auch die Sachen aus der Kleiderkammer sind für mich eine große Hilfe. Außerdem treffe ich hier immer nette Leute – es ist richtig familiär, lieb, warm und menschlich im Café Wut“, so die Seniorin.
Gründe für die Steigerung des Frauenanteils unter den Bedürftigen im Café W.U.T. sieht Anke Timmermann-Grell auch darin, dass immer mehr Menschen nur von Grundsicherung, also Sozialhilfe, leben müssen und von diesen 399 Euro nicht nur den Alltag bestreiten, sondern auch noch Geld für notwendige Anschaffungen „sparen“ sollen.
„Frauen jeden Alters und oft auch Alleinerziehende mit ihren Kindern haben finanzielle und damit auch Wohnungsprobleme in der Vergangenheit häufig dadurch ,gelöst’, dass sie schnellstens einen Partner suchten, bei dem sie ,unterkriechen’ konnten“, erläutert Daniella Grell. „Die Frauen zahlen für diese Abhängigkeit dann manchmal einen hohen Preis – bis hin zu Demütigungen, sexueller Verfügbarkeit und Misshandlungen.“ In den letzten Jahren haben daher immer mehr Frauen den Mut aufgebracht, sich mit Unterstützung des Café Wut aus dieser unwürdigen Abhängigkeit zu lösen.
„Wir helfen nicht nur mit täglich kostenlosen, warmen Mahlzeiten, Lebensmitteln und Kleidung, sondern auch mit Verständnis und Zuneigung. Bis hin zur Unterstützung in sozialen Belangen wie Anträge bei Ämtern und Wohnungssuche“, so Anke Timmermann-Grell. KvD