Vom „Affenbrot“ zum Luxus-Theater

Über den Dächern von Salzburg: Jan Meier führte seine Karriere von der Hansestadt nach Österreich. (OP)

Der Lübecker Jan Meier ist Leiter der Kostümabteilung der berühmten Salzburger Festspiele.

694 Kilometer Luftlinie sind es zwischen Lübeck und Salzburg. Für Jan Meier (47) liegt in dieser Strecke nicht nur ein halbes Leben, sondern auch eine atemberaubende Karriere. Der Lübecker hat es vom Kellner im Café Affenbrot zum Leiter der Kostüm- und Maskenabteilung der renommierten Salzburger Festspiele gebracht.

Jan Meier hat schon vieles gemacht: In den Achtzigern hat der junge rothaarige Mann eine Lehre als Kürschner absolviert, danach Zivildienst gemacht in der Psychiatrie. Ein Semester Modedesign hat er abgebrochen. Der Job aber, an den sich viele Lübecker noch erinnern, war der des Kellners im Café Affenbrot. Von 1993 bis 1998 hat Jan Meier dort gejobbt, und viele seiner ehemaligen Gäste denken noch heute gerne an den freundlichen, etwas speziellen Typen mit den exzentrischen Klamotten. „Ich habe manchmal morgens eine Idee gehabt, mir mittags die Sachen genäht und sie abends getragen. Das Affenbrot war auch immer eine Bühne für mich“, erinnert sich der Lübecker.

Dass es ihn nur kurze Zeit später tatsächlich in die Welt der Bühnen – sprich: ins Theater – verschlägt, daran war Liebeskummer schuld: „Ich dachte nur: Wenn es mit der Liebe nicht klappt, mache ich eben Karriere.“ Vielleicht ist es Zufall, vielleicht Fügung, dass das Theater Lübeck zur gleichen Zeit einen Schneider-Hospitanten sucht. Jan Meier entscheidet sich spontan dafür, lernt, näht – und macht Eindruck. So viel Eindruck, dass nur wenig später bereits die nächste Hospitanz am Freiburger Theater auf ihn wartet. Was folgt, sind Lebens- und Arbeitsstationen in Köln, Graz, Basel und bei der Ruhrtriennale, wo Meier zum Produktionsleiter aufsteigt. Und immer wieder stehen auch Abstecher ins österreichische Salzburg auf dem Programm.

„Ich wollte irgendwann nicht mehr Schneider sein, sonder der Kostümbildner. Der Mensch also, der sich das alles ausdenkt.“ Seit 2015 kann der Künstler das bei den Salzburger Festspielen tun. Das Festival von Weltruf hat Jan Meier als Leiter der Kostümabteilung engagiert, zu Hochzeiten arbeiten mehr als 220 Menschen unter seiner Führung. „Es hat sich in meinem Leben alles gefügt und ergeben“, freut sich der gebürtige Lübecker.

694 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt arbeitet Meier nun mit den ganz Großen der Branche zusammen. Neulich erst brauchte Opern-Diva Anna Netrebko ein Kleid für eine halbkonzertante Aufführung von Puccinis „Manon Lescaut“. Jan Meier besetzte ihre Robe mit 30000 Swarovski-Kristallen. „Ich wollte, dass sie wie ein Diamant strahlt. Es ist so eine Ehre, auf diesem Niveau Theater machen zu dürfen.“

Doch obwohl Jan Meier seinen Traum in Österreich lebt, zieht es ihn immer wieder zurück in die alte Heimat. Erst vor kurzem standen zwei Wochen Ostsee-Urlaub an. Einschließlich der alten Freunde und der alten Plätze. Denn auch wenn er nun die Theater-Weltelite in Salzburg einkleidet: Jan Meiers exzentrische Wurzeln liegen in Lübeck.

OP
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