Deutsch-dänische Annäherung

Das Thema Kindheit unterschiedlich interpretiert: Mit 34 Bilderpaaren untersucht die Ausstellung „Begegnungen“ im Behnhaus die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede in der deutschen und dänischen Kunst zwischen 1860 und 1960. (SDF)

Ein Ausstellung im Behnhaus stellt deutsche und dänische Malerei von 1860 bis 1960 gegenüber.

Begegnungen sind dazu da, Gemeinsamkeiten zu finden, Fremdes kennenzulernen und vielleicht auch sich selbst mit anderen Augen zu betrachten. Diese Gelegenheit bietet nun eine Sonderausstellung im Museum Behnhaus Drägerhaus, die am Wochenende eröffnet wurde. Die Schau „Begegnungen. Deutsche und Dänische Malerei 1860-1960“ blickt auf gut 100 Jahre Kunstgeschichte in Schleswig-Holstein und Dänemark auf besondere Art zurück. Sie präsentiert exakt 34 Bilderpaare mit jeweils einem Werk aus dem Fuglsang Kunstmuseum im dänischen Toreby und einem aus der Behnhaus-Sammlung. Sie verkörpert das erste konkrete Ergebnis des neugegründeten Museumsnetzwerks Nordmus. Dieser von der EU geförderte Verbund will die Zusammenarbeit von Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen in der deutsch-dänischen Grenzregionen koordinieren und verstärken.

Die dänische Malerei ist zweifellos eine lohnende Entdeckung. Insbesondere das starke „Bildnis meiner Frau“ von Harald Slott-Møllers (1864-1937) beeindruckt sehr. Ebenso die modernistischen Stillleben von Olaf Rude (1886-1957). Neu zu entdecken sind allerdings auch bekannte Exponate aus der Behnhaus-Sammlung, hebt Museumsleiter Alexander Bastek hervor. „Ich bin überrascht, wie man vertraute Werke durch den direkten Vergleich ganz neu sieht. So wird offensichtlich, dass unsere Sammlung keine ausgeprägte Landschaftsmalerei kennt, unsere Maler widmen sich eher den städtischen Ansichten.“ Nicht nur das: Die Ausstellung belegt, wie unterschiedlich dänische und norddeutsche Künstler die Themen Kinder, Porträt, Stillleben oder Alltagsszenen interpretierten.

„Begegnungen“ soll der Annäherung beider Regionen dienen. Sie öffnet indes die Augen auch für das Gegenteil: ihre langsame Entfremdung nach 1860. „Bis dahin war Kopenhagen für viele norddeutsche Maler ein selbstverständlicher Ausbildungsort. Das änderte sich nach dem deutsch-dänischen Krieg. Und damit beginnt unsere Ausstellung“, erklärt Bastek. Besonders ausgeprägt machen sich die Unterschiede nach dem Ersten Weltkrieg bemerkbar. „Kubistische Malerei zum Beispiel haben wir im Behnhaus nicht“, erläutert Bastek und fügt hinzu: „In den 20er Jahren hat man den Eindruck, dass die dänischen Künstler europäischer sind und sich stärker nach Paris orientieren, während die meisten deutschen Maler sich auf eine deutsche Malerei und deutsche Traditionen berufen.“

SDF

Ich bin überrascht, wie man vertraute Werke durch den direkten Vergleich ganz neu sieht.“

Dr. Alexander Bastek,

Museumsleiter

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