Imker der Hansestadt verkaufen ihr Produkt jetzt in den Museen.
Es ist eine Frage der Vernunft: Für Benjamin Krenkel und Jürgen Kandulla ist Bienenhaltung viel mehr als Honiggewinnung. Die beiden Imker wollen die bedrohten Insekten retten und dazu beitragen, dem Produkt „Honig“ wieder zu einem besseren Image zu verhelfen. Das geht in der Stadt mittlerweile besser als auf dem Land.
In seinem Imkeranzug sieht Benjamin Krenkel ein bisschen wie ein Außerirdischer aus. Zumindest in diesem Setting. Denn der junge Imker steht auf einem Dach auf Marli, die Abendsonne scheint über die Wakenitz. „Die Bienen sind absolut friedfertig, sie verteidigen nur den Honig und ihre Königin.“ Krenkel prüft die Waben – und die Bienen interessiert das herzlich wenig. Sie sind jetzt schon mit den Wintervorbereitungen beschäftigt.
Den Großteil der Arbeit für dieses Jahr haben die fleißigen Insekten erledigt. Weil das Frühjahr lange kalt und der Sommer verregnet war, ist die Ernte in diesem Jahr magerer ausgefallen. Doch der Honig, den Benjamin Krenkel und sein Mann Jürgen Kandulla geerntet haben, hat es in sich. „Der Honig wird nicht mit anderen vermischt, so wie das bei vielen Honigen aus dem Supermarkt üblich ist“, erklärt Jürgen Kandulla. „Standorthonig“ nennen Krenkel und Kandulla deshalb ihr Produkt. Gesammelt wird es von zwei Völkern auf dem Dach ihres Hauses, die ausschwärmen in die Vorgärten, in den Drägerpark, den Stadtpark und in den Schulgarten. 15 weitere Völker ackern im Kleingartengelände am Rittbrook.
Stadtimker gibt es immer mehr. Viele von ihnen haben sich die Rettung der Bienen auf die Fahnen geschrieben. Denn den Insekten geht es schlecht: Monokulturen in der Landwirtschaft, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Varroa-Milbe machen den Pollensammlern ihr kurzes Leben schwer. „Bienen geht es in der Stadt oft besser als auf dem Land“, sagt Jürgen Kandulla. In Parks, Gärten und auf Balkonen finden sie viele Monate lang ein reichhaltiges und vielfältiges Nahrungsangebot, von der frühen Apfelblüte bis zur Sonnenblume.
Der Lübecker Honig ist ein handgefertigtes Qualitätsprodukt, das – je nach Standort und Jahreszeit – große geschmackliche Unterschiede bietet – fast wie beim Wein. Und nun wird er auch noch fair gehandelt, denn Krenkel und Kandulla haben die Distribution des Lübecker Honigs übernommen: Die im Imkerverein Lübeck von 1884 e.V. organisierten Imker bringen ihren Honig zu den beiden, wo er dann abgefüllt wird. Den „Honig aus Lübeck“ gibt es ab sofort in verschiedenen Lübecker Museen: In der Geschichtswerkstatt Herrenwyk, im Hansemuseum und im Museum für Natur und Umwelt. Das kleine Glas mit 250 Gramm kostet vier Euro, das 500-Gramm-Glas sieben Euro. Die Imker erhalten davon einen fairen Anteil.
„Geld verdienen können wir dadurch nicht“, sagen Kandulla und Krenkel. Dafür sei die Bienenhaltung zu kostspielig. Doch die beiden glauben fest an die Sinnhaftigkeit ihres Hobbys. Denn die Biene muss gerettet werden. OP
Der leckerste Honig den ich gegessen habe!
Das Wissen wo der Honig herkommt, macht den Honig für mich und meinen Mann noch wertvoller
Das ist leckerer Honig.