Gewerbetreibende fürchten Umsatzeinbußen und kritisieren die Baustellen-Koordination.
Stau, Stau, Stau: Das erleben die Lübecker zurzeit auf den Straßen zuhauf. Nicht den ganzen Tag, aber pünktlich zu den Stoßzeiten ist scheinbar kein Entkommen. Die Sperrungen der Possehl- und Hubbrücke, mehrere Baustellen in der Stadt und auf der Autobahn und Umleitungen sorgen großflächig für stockenden Verkehr. Besonders in der Wallstraße, am Lindenteller und am Moislinger Berg wird Geduld gefordert.
Detlef Jabs klagt: „Die sagen, weiträumig umfahren. Aber es gibt keinen freien Umweg mehr, es ist alles voll.“ Der Tischlergeselle muss viel längere Fahrtzeiten einkalkulieren, wenn er zu den Kunden fährt. Auch für Floristin Sabrina Karrasch sind die Fahrten länger geworden. „Morgens geht es noch, aber am Abend dauert es sehr lange“, sagt die Lübeckerin und fügt hinzu: „Ich habe mir Hörbücher besorgt, so kann ich die Zeit im Stau wenigstens mit etwas Sinnvollem nutzen.“ Simone Peters versucht es ebenfalls mit Gelassenheit. „Ich sage mir, irgendwann ist der Stau auch vorbei. Was mich aber sehr ärgert, sind die Schlaumeier, die auf der leeren Spur die Autos überholen und dann kurz vor der Kreuzung blinken und sich ganz vorne reindrängeln. Unmöglich ist das!“
Wie sich der stockende Verkehr in Lübeck auswirkt, spüren die Gewerbetreibenden in ihren Kassen, berichtet Detlev Zielke, Vorsitzender des Gewerbevereins Wir in Genin. Er spricht von Einbüßen von 15 bis 20 Prozent bei einigen Betrieben. Das Gewerbegebiet mit seinen rund 3500 Beschäftigten ist durch die teilweise Sperrung der Possehl-Brücke bereits stark betroffen. Die Schließung der Autobahnzufahrt Richtung Rostock diese Woche „ist eine Katastrophe. Die Auswirkungen dessen, dass man uns praktisch von der Außenwelt abschneidet, werden wir schön krass merken“.
„Jammern und klagen nutz ja nicht“, mahnt indes Olivia Kempke, Vorsitzende des Lübeck Managements, „die Straßen sollen ja schön werden, aber niemand kann den Zauberstab schwingen, damit über Nacht alles fertig ist.“ Sie kritisiert, dass die zahlreichen Baumaßnahmen von Bauverwaltung, Entsorgungsbetrieben, Stadtwerken, Landesbetrieb Verkehr, Wasser- und Schifffahrtamt schlecht abgesprochen werden.
Mehr Gespräche und bessere Abstimmung fordert auch Deltev Zielke: „Man hat mit uns im Vorwege nicht gesprochen und uns vor vollendeten Tatsachen gestellt. Wir fühlen uns als Gewerbetreibende und Gewerbesteuerzahler nicht ernst genommen.“ SDF