Dr. Wolfgang Muth war fast 27 Jahr lang der Leiter des Industriemuseums Geschichtswerkstatt Herrenwyk. (DO)
Museumsleiter Dr. Wolfgang Muth verabschiedet sich in den (Un)Ruhestand.
Ist an ihm ein Geschichtslehrer verloren gegangen? Vielleicht. Dr. Wolfgang Muth zuckt mit den Schultern. Der Leiter des Industriemuseums Geschichtswerkstatt Herrenwyk, der am 2. September von Lübecks Kultursenatorin Kathrin Weiher offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde, wusste schon früh, „dass ich Geschichte studieren, aber kein Lehrer werden will.“ Zu schlecht war das Lehrpersonal, das der junge Wolfgang in den 60er Jahren in Fredeburg im Hochsauerland genießen musste. „Grottenschlecht“, wie er sich noch heute lebhaft erinnert. Und einer von diesen Paukern „wollte ich auf keinen Fall werden.“
Also studierte der Sohn eines Juristen ab 1972 in Trier und Münster Geschichte, Politikwissenschaften und Publizistik. Infiziert von einem Vater, der in seiner Freizeit historisch forschte. Im April 1984 wurde aus Wolfgang Muth Dr. Muth, der seine berufliche Karriere ein halbes Jahr später als Fremdsprachenassistent für Deutsch an einem Gymnasium in Frankreich startete.
Ausgerechnet in einer Profession, in die er nie wollte. Französisch war für ihn während der Schulzeit zunächst „ein feindlicher Bruder“. Doch während der deutsch-französischen Austauschprogramme lernte er diese Sprache fast wie seine Muttersprache. „Ich war auch in Lübeck jahrelang immer wieder als Dolmetscher im Einsatz“, sagt der 65-Jährige, der seine frankophile Ader bis heute pflegt.
Seine Lebensgefährtin ist Französin und lebt in der Nähe von Grenoble, wo sich Dr. Wolfgang Muth „in Zukunft öfter herumtreiben will.“
Wenn er Zeit dazu findet. Denn den Übergang in seinen Ruhestand geht er eher „soft“ an, wie Dr. Muth sagt. Dem Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk, dem er fast 27 Jahr lang vorstand und in dem er unzählige Führungen für Schulklassen und Menschen jeden Alters und jeder Herkunft mit viel Herzblut gemacht hat, steht er die nächsten neun Monate weiterhin als ehrenamtlicher Mitarbeiter zur Verfügung. „Bis sich eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gefunden hat.“
Vielleicht ist das gut so. Denn schließlich ist das Museum über die Geschichte des Hochofenwerks und der Menschen, die in diesem Stadtteil gewohnt und gearbeitet haben, mit Hilfe des Vereins für Lübecker Industrie- und Arbeiterkultur 1989 ein eigenständiges Kulturinstitut geworden und er sechs Tage nach der Grenzöffnung sein wissenschaftlicher Leiter. Das Museum ist ein Stück seiner Lebensgeschichte. Auch wenn er es nicht gegründet hat, so trägt es doch seine Handschrift. „Was mir besonders gut gefällt, ist, dass wir viel mit Installationen arbeiten, die die Wohn- und Arbeitsverhältnisse nachvollziehbar machen und dass es ein Museum zum Anfassen ist“, so Dr. Muth, der seine Arbeit geliebt hat und dem stets der direkte Kontakt zu den Besuchern am Herzen lag. Auch wenn es ihm die eine oder andere Schulklasse nicht immer leicht gemacht hat, wie aus einigen Anekdoten herauszuhören ist, die der Mann gerne erzählt, der als Privatmann noch ganz andere Seiten zeigt.
Da liest er zwar auch viel. Gerne Regionalkrimis. Oder „Geschichte von unten“, wie er sagt. Geschichte, die zeigt, wie Menschen mit den jeweils aktuellen Lebensbedingungen zurecht kommen, wie sie leben und arbeiten. Aber der Privatmann Muth singt auch gerne. Seit zwei Jahren alte Gewerkschaftslieder sowie Texte von Hannes Wader und anderen in dem Lübecker Gewerkschaftschor „Brot und Rosen“.
Hier ist er sozusagen Gründungsmitglied und „back to the roots“, zurück zu seinen Wurzeln. Denn bevor er 14 Jahre zuvor den Popchor „Micando“ verstärkte, unterstützte der Mann mit seinem Bass acht Jahre einen Münsteraner Gewerkschaftschor. DO
Sehr geehrter Herr Dr. Muth
Durch Zufall fand ich im Internet „Ein Lübecker im Widerstand. Trauerrede für Edmund Fülscher“ den Namen „Rakel Bökenhauer“. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit der schwedischen Hilfsaktion in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges – Aktion „Bernadotte“ oder auch „Weiße Busse – . Immer wieder stoße ich dabei auf mir bislang nicht bekannte Dinge. So auch gerade heute. In dem schwedischen Bericht von Majlis von Eickstedt Peterswald berichtete sie von einem kleinen deutschen Jungen, der sie bittet etwas für seine Eltern zu tun. Beide wären seit 7 Jahren im KZ Ravensbrück. Und er hätte gehört, dass die Schweden Häftlinge befreien. Seine Mutter hieße „Rakel Bökenhauer, geb. Tobiassen“.Mich würde jetzt sehr interessieren, ob es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen der in der Trauerrede erwähnten Rakel Bökenhauer und der von mir Genannten gibt. In Lübeck habe ich auf Einladung von Dr. Lokers einen Vortrag zu dem Thema „Weiße Busse“ gehalten.
Die in der Trauerrede waren für mich sehr interessant. Es würde mich freuen, wenn wir ins Gespräch kommen könnten.
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