Bahnhof vor neuer Blütezeit?

Der Eutiner Bahnhof von seiner Sonnenseite: Das Gebäude ist denkmalgeschützt. (Graap)

Vor 150 Jahren kam die Eisenbahn nach Eutin – Empfangsgebäude wird 2018 saniert.

Zwei gut 200 Meter lange Bahnsteige, knapp 80 tägliche Zugverbindungen und ein repräsentatives Empfangsgebäude – 150 Jahre nach seiner Entstehung herrscht im Eutiner Bahnhof noch immer reger Betrieb. Auch wenn die eine oder andere Bahnhofsuhr ihren Geist aufgegeben hat, für die Eisenbahn gilt das auf keinen Fall.

Rund 30 Jahre nachdem zwischen Nürnberg und Fürth die erste Eisenbahn in Deutschland den öffentlichen Personenverkehr aufnahm, kam der Dampfzug auch nach Ostholstein. Am 31. Mai 1866 wurde die Bahnstrecke Neumünster-Eutin-Neustadt eröffnet, parallel dazu wurde die Bahnline von Kiel nach Eutin gebaut. Erst 1873 folgte die Fertigstellung der Strecke Eutin-Lübeck. Der Bau der Gleise und des Bahnhofs bewirkte eine Ausweitung des Stadtgebietes nach Westen über den Stadtgraben hinaus. 1852 wurde die Albert-Mahlstedt-Straße (früher Auguststraße) angelegt, dann die Bahnhofstraße und etwas später die Elisabethstraße (früher Güterstraße).

Das Bahnhofsgebäude wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgebaut und erweitert. Der südöstliche Flügel beherbergte früher sogar Empfangszimmer der großherzoglichen Familie – heute ist hier eine Toilettenanlage untergebracht. Das äußerliche Erscheinungsbild hat sich nie wesentlich von dem der Gründungszeit verändert. Allerdings hat sich das Umfeld gewandelt: Bis ins 20. Jahrhundert wuchsen die Gleisanlagen. Im Jahr 1955 erreichte der Eutiner Bahnhof seine größte Ausdehnung. Es gibt eine Güterabfertigung, eine Drehscheibe für den Lokomotivschuppen, Stellwerke, zahlreiche Nebengleise für den Güterverkehr und eine eigene Rangierlok. 1966 rollen täglich etwa 120 Züge in Eutin ein.

In den 1980er-Jahren ging es dann jedoch abwärts mit dem Bahnverkehr, die Strecke Eutin-Neustadt wurde 1984 endgültig stillgelegt. Güterverkehr ist längst kein Thema mehr. Stattdessen entstehen am Bahnhof Parkplätze für Pendler und ein ZOB. 2013 erwirbt die Stadt Eutin das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude für 360000 Euro von der Deutschen Bahn und will es als Entree für die Landesgartenschau herrichten. Doch die Zeit ist knapp, sie reicht nur zur Verschönerung des Bahnhofsvorplatzes.

„Die umfassende, barrierefreie Sanierung des historischen Gebäudes gehen wir erst 2018 an, im kommenden Jahr soll zunächst der Umbau des ZOB erfolgen“, erläutert Bauamtsleiter Bernd Rubelt.

„Unser Ziel ist es, dass der Bahnhof mindestens noch einmal 150 Jahre alt wird und seine Funktionen behält. Dieser Ort soll noch gestärkt werden.“ Ein endgültiges Nutzungskonzept werden Stadtverwaltung und Kommunalpolitik im kommenden Jahr erarbeiten. Auf den Fall soll das Servicebüro der Bahn mit Fahrkartenverkauf erhalten und auch ein gastronomisches Angebot – ob Kiosk, Backshop, Café oder darüber hinausgehende Gastronomie ist offen – dauerhaft sichergestellt werden. Räume im Obergeschoss könnten – wie schon jetzt – vermietet werden. Ein möglicher Umzug der Tourist-Info in den Bahnhof, wie er früher einmal angedacht war, müsse diskutiert werden.

Eines steht vermutlich fest: Nach 150 Jahren steht der Eutiner Bahnhof vor einer neuen Blütezeit. Für Reisende wird die voranschreitende Ertüchtigung der Strecke Kiel-Lübeck zukünftig Vorteile bringen, soll die Fahrzeit zwischen den beiden Städten doch deutlich verkürzt werden. vg

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