Die Ausbildungs-Ära an der Olk-Schule geht nach 64 Jahren zu Ende.
Volles Haus im Kolosseum bei der Abschlussprüfung Bühnentanz von Tanzschülerin Lisa-Marie Tanger. Das wünschen sich die 15 Schülerinnen und Schüler der Olk-Schule, deren Ära als staatlich anerkannte Berufsfachschule für Tänzerische Gymnastik und Sport am 31. Juli nach 64 Jahren zu Ende geht.
Wie das Programm am Sonnabend, 16. Juli, um 19 Uhr im Detail aussehen wird, vermag Schulleiterin Cordula Tornow noch nicht zu sagen. „Das entwickelt sich in unserer Projektwoche.“ Und die läuft gerade. Fest steht, dass nicht nur Lisa ihre Abschlussprüfung tanzt, sondern auch ihre Mitschülerinnen und Mitschüler eigene Arbeiten zeigen – eine Mischung aus Gymnastik, Sport, Tanz, Rhythmus, Akrobatik und Fitness, vom Klassischen Ballett bis hin zum Hip Hop.
„Es wird ein Abend voller Tanz, Bewegung und Emotionen“, ist sich Cordula Tornow sicher. Auch für die 38-jährige Lübeckerin. Seit Juli 2012 führte sie neben ihrer eigenen Bewegungs- &
Theater-Werkstatt Hinter den Kirschkaten 39 – 41 parallel dazu die Berufsfachschule für staatlich geprüfte Gymnastiklehrer mit den Schwerpunkten Rhythmische Gymnastik & Tanz beziehungsweise Sport &
Fitness sowie Bühnentanz & Tanzpädagogik. Vier Jahre hielt sie dieses Doppelleben durch. Mit viel Energie und noch mehr Disziplin. Und nur, weil sie an die Schule glaubte und weil sie ihrer ehemaligen Lehrmeisterin Irene Olk-Blandow versprochen hatte, immer bei ihr unterrichten zu können. Was die 93-Jährige bis kurz vor ihrem Tod im März 2016 auch tat.
Doch die Schule, die vom Kultusministerium finanziell unterstützt wurde, rechnete sich schon lange nicht mehr. „Ich habe 15 Schülerinnen und Schüler, die im Schnitt 20 Jahre alt sind, und 14 Mitarbeiter im Alter zwischen 60 und 70 plus. Die Lehrer haben zum Teil mich schon ausgebildet.“ Während das Lehrpersonal bei der Stange blieb, nahm die Schülerzahl kontinuierlich ab. „Die Ausbildung ist hart und viele jungen Leute haben einfach keine Lust mehr, sich zu schinden. Disziplin und Durchhalten sind out“, weiß die Tanzpädagogin aus Erfahrung.
Lisa-Marie gehört offensichtlich nicht dazu. Sie ist traurig, dass sich ihre Ausbildung aufgrund der aktuellen Situation auf zwei Jahre verkürzt hat. Den Staatlich geprüften Gymnastiklehrer hat sie bereits in der Tasche. Und der Prüfung zum Bühnentanz sieht sie locker entgegen. Genauso wie ihrer Zukunft: „Jetzt tanze ich erstmal bei der Sommeroperette mit und danach gehe ich für ein Jahr mit Work and Travel auf eine Farm nach Australien.“ Wenn sie wiederkommt, wird sie vielleicht noch Tanztherapie studieren.
Für Cordula Tornow geht das Leben in den Räumen Hintern den Kirschkaten 39 nach den Ferien im September ganz normal weiter. Allerdings wieder „einspurig“. Mit ihrer Bewegungs- & Theaterwerkstatt.