
Edeltraud Hein organisierte viele Jahre das Kinderfest des Kleingärtnervereins Stockelsdorf. (hfr)
Parzellen sind gut ausglastet – Selbstversorgung und Erholung für Familien.
Der Kleingärtnerverein Stockelsdorf wurde im Dezember 1946 gegründet. Das 70-jährige Bestehen soll am Sonnabend, 9. Juli, ab 11 Uhr mit einem Sommer- und Kinderfest in der Anlage „An der Bergstraße“ gefeiert werden.
Die Not nach dem zweiten Weltkrieg war groß, Stockelsdorf musste viele Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten aufnehmen. Vor allem die Versorgungslage, aber auch die Möglichkeit für die Menschen, hier ein wenig ungestört zu sein, führte damals zur Gründung des Vereins. Die erste Mitgliederversammlung fand am 26. Januar 1947 statt, zu diesem Zeitpunkt hatte der neue Verein bereits 113 Mitglieder. Das Eintrittsgeld wurde auf eine Reichsmark und der Jahresbeitrag auf zwei Reichsmark festgelegt.
Auch heute noch erfreut sich der Kleingärtnerverein großer Beliebtheit. „Wir haben praktisch keinen Leerstand“, erklärt Ulrich Hülser, ehemaliger Vorsitzender des Vereins und seit 33 Jahren Mitglied.
Insgesamt 224 Gartenfreunde gehören dem Verein an, darunter viele Ältere, aber auch bei jungen Familien sind die Kleingärten beliebt. Mit 50 Jahren Mitgliedschaft ist Wolfgang Schütz von der Anlage „Bareneck“ am längsten dabei. Außerdem gibt es die Anlage „Am Moor“, die als Auszeichnung für die Verdienste des langjährigen Vorsitzenden in „Jürgen Wichelmann Anlage“ umbenannt wurde. Die jüngste und gleichzeitig größte Anlage ist die Anlage „An der Bergstraße“.
Was geblieben ist, ist der Kleingarten zur Selbstversorgung. „Eigenes Obst und Gemüse zu ernten ist toll, aber auch die Erholung und die Bewegung an der frischen Luft sind uns wichtig“, erklärt Ilona Schröder von der Anlage Bergstraße. Geändert hat sich dagegen der Gemeinsinn. „Die Gemeinschaft wird heutzutage immer weniger“, bedauert Udo Meyer, der mit Frank Liedtke als Obmann der Anlage Bergstraße aktiv ist.
Insgesamt sind die Gartenfreunde dankbar, dass sich die Gemeinde immer als kleingärtnerfreundlich erwiesen hat, auch wenn es mittlerweile keine Zuschüsse mehr gibt. Aber der Pachtzins, heute rund 200 Euro für Pacht, Wassergeld und Versicherung je nach Laube, wurde lange nicht angehoben, wie Hülser erklärt.
Das Vereinsleben findet bei der gemeinsamen Maifeier und beim Sommer- und Kinderfest statt. Der Herbstball musste im vergangenen Jahr erstmals ausfallen, mangels Interesse, aber auch weil der Landgraben als langjähriges Vereinslokal mittlerweile geschlossen hat. Der Wettbewerb um den schönsten Garten ist zurzeit ebenfalls auf Eis gelegt, soll aber in anderer Form wiederbelebt werden.
„Unser Hauptaugenmerk liegt vor allem auf einer vernünftigen Bewirtschaftung, und dass der Garten gepflegt ist“, erklärt der zweite Vorsitzende Dirk Klahn. „Wir gehen nicht mit dem Zollstock durch die Gärten, wie es anderswo üblich ist.“
Viele Nationalitäten sind vertreten wie Russen, Armenier, Polen, Türken, Kurden und viele Deutsch-Russen. Multi-Kulti im Kleingarten sozusagen. Trotz aller Unterschiede kommen alle gut miteinander aus, es gibt kaum Streitigkeiten. Der Verein, das seien die Mitglieder, so Hülser, der für Toleranz plädiert: „Ein gutes Zusammenleben und eine gute Zusammenarbeit.“ HÖ