Mehr Tanz und Dramatik und weniger Folklore

Schon vor drei Jahren war die weltbekannte Bizet-Oper „Carmen“ ein sehr großer Erfolg auf der Eutiner Freilichtbühne. (Archiv)

Rundum neu inszeniert: Die Bizet-Oper „Carmen“ feiert am Freitag in Eutin Premiere.

Im Landesgartenschau- Jahr setzen die Eutiner Festspiele nur aufs Beste: Mit „Carmen“ von Georges Bizet kommt eine der beliebtesten Opern überhaupt zur Aufführung.

Premiere ist am Freitag, 8. Juli, um 20 Uhr. Die öffentliche Generalprobe findet am Mittwoch, 6. Juli, um 19 Uhr statt.

Bereits 2013 hatte Intendantin Dominique Caron den Opern-Welterfolg auf der Eutiner Freilichtbühne in Szene gesetzt und dafür viel Applaus erhalten. „Auch nach so einer erfolgreichen Inszenierung kann man viel Neues in dem Stück entdecken und andere Schwerpunkte setzen“, sagt Dominique Caron. Nicht die Folklore soll im Fokus stehen, „unser Ansatz ist, das Tänzerische und Dramatische, die menschliche Tragik hervorzuheben und die Oper eher als singendes Schauspiel darzustellen“.

Das gelingt, weil an vielen Stellschrauben gedreht wird: Bühnenbild und Kostüme sind auf die 20er-Jahre getrimmt, Choreograf Martin Schurr bringt viel Know-how ein und sorgt dafür, dass auch der Chor in die Tanzszenen involviert ist. Und schließlich ist da Dirigent Leo Siberski, der interessante musikalische Tempi wählt und dadurch auch den Protagonisten mehr Tiefe verleiht. „All das macht die Inszenierung sehr frisch“, betont Caron.

Natürlich bleibt bei der eigentlichen Geschichte alles beim Alten: Carmen (erneut gesungen von Mezzosopranistin Milana Butaeva) ist eine der Arbeiterinnen der Zigarettenfabrik von Sevilla, die in ihren Pausen die Soldaten der Kaserne umgarnen. Sergeant Don José (Eduardo Aladrén, Tenor) verfällt dem Zigeunermädchen, folgt ihr sogar zu den Schmugglern und Dieben – und wechselt auf die Seite der Kriminellen. Immer mehr verblasst für José die Vorstellung eines biederen Lebens an der Seite seiner Jugendliebe Micaëla (Peggy Steiner, Sopran). Immer klarer wird aber auch Carmen, dass sie für diesen Mann ihre Freiheit nicht aufgeben wird und wendet sich dem strahlenden Torero Escamillo (Christoph Woo, Bariton) zu. Der abgewiesene José schwört Rache … Bald wird ihm seine Eifersucht zum Verhängnis – im Gefängnis erinnert sich José rückblickend an die tragische Verkettung der Geschehnisse, die ihn schließlich haben zum Mörder werden lassen.

Platziert in einer Welt der Arbeiter, einfacher Soldaten und Kleinkrimineller, mit einer egozentrisch agierenden weiblichen Hauptfigur, wurde die 1875 uraufgeführte Oper zunächst als allzu anstößig bewertet. Erst später fand die grandiosen Verschmelzung der Musik mit der Kraft einer dramatischen Erzählung die verdiente Anerkennung in der ganzen Welt. Und wer kann Bizets berühmte Arien wie „Auf in den Kampf, Torero!“ oder „Habanera“ nicht mitsummen?

„Wichtig ist“, sagt Dirigent Leo Siberski, „dass wir versuchen, die Leidenschaft und große Lebendigkeit dieser Oper in Töne umzusetzen.“ Dafür steht ihm die über 50-köpfige Kammerphilharmonie Lübeck zur Verfügung, deren Chefdirigent Siberski ist. Das Orchester, das erst vor wenigen Monaten aus der Taufe gehoben wurde und die Musikszene in Schleswig-Holstein mit frischem Wind bereichern möchte, gibt mit „Carmen“ seine Premiere. Drei Aspekte sollen den Klangkörper vor allem prägen: höchste künstlerische Ansprüche, leidenschaftliche Spielfreude und genreübergreifende Musikerfahrung.

„Wir sind detailversessen und nehmen uns viel Zeit für die Vorbereitung des Stücks.“ In den Noten könne man die Konflikte der Protagonisten nicht lesen. „Wir machen die Musiker mit der Story so vertraut, dass sie ein Bild entwickeln und das Geschehen im Kopf miterleben können“, sagt Siberski. Und im Idealfall werden sich Musiker und Sänger gegenseitig inspirieren.

Insgesamt achtmal steht „Carmen“ in dieser Saison auf dem Spielplan. Der Gesang erklingt in französischer Sprache, die Dialoge auf Deutsch. „Wir versprechen ein spannendes und kurzweiliges Stück“, sagt Regisseurin Caron, die hofft, dass das Publikum bei der Gefühls-Achterbahn der Figuren richtig mitgeht. vg

Karten können unter der Ticket-Hotline 04521/80010, im Kassenhäuschen am Jungfernstieg oder im Internet unter www.eutiner-festspiele.de erworben werden.
Teile diesen Beitrag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert