Roter Hahn soll „Soziale Stadt“ werden

Die Bürgerschaft will prüfen lassen, ob der Bezirk bei dem Förderprogramm mitmachen kann.

Häuser aus den 50er und 60er Jahren, eine veraltete Schule und Quartiere, die sich langsam zum sozialen Brennpunkt entwickeln: Dass in Kücknitz-Roter Hahn nicht alles zum Besten bestellt ist, wissen die Abgeordneten der Bürgerschaft. Der Stadtbezirk „ist nicht mehr zeitgemäß und insbesondere die Menschen, die im älteren Teil wohnen, möchten gerne Veränderungen haben“, sagte der baupolitische Sprecher der SPD, Harald Quirder, in der jüngsten Sitzung. Seine Partei hatte das Thema auf die Tagesordnung gebracht, die GAL unterstützte den Antrag. Die Kücknitzerin Ursula Wind-Olßon (CDU) stimmte zu: „Wir wissen, wie es vor Ort aussieht, der Stadtteil muss auf jedem Fall aufgewertet werden.“

Uneinigkeit herrschte aber darüber, wie das geschehen soll. Die Sozialdemokraten lieferten gleich einen konkreten Maßnahmenkatalog und schlugen unter anderem mehr Einkaufsmöglichkeiten, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und die Verlegung der Schule ins Blessensahl vor. Und damit es zügig geht, wollten sie gleich den Bürgermeister damit beauftragen, Pläne für eine „ganzheitliche Stadtteilentwicklung“ zu prüfen, „so wie wir es im Hochschulstadtteil auch gemacht haben“, erklärte Quirder.

Das kam den Christdemokraten voreilig vor. „Die Bürger im Roten Hahn sind noch nicht gefragt worden, was sie wollen“, konterte Wind-Olßon. Sie regte stattdessen an, zu prüfen, ob der Stadtteil – so wie schon St. Lorenz Süd, Buntekuh und Moisling – zum Förderprogramm von Bund und Land „Soziale Stadt“ angemeldet werden kann. „Im Rahmen der Sozialen Stadt werden die Bewohner hingegen gefragt und sie können sogar eigene Ideen einbringen. Und es wird ihnen nicht vorgegeben, in welche Richtung es schnurstracks gehen soll, wie im SPD-Antrag aufgeführt.“

Die Grünen schlossen sich dem interfraktionellen Antrag der CDU an. Silke Mählenhoff vermisste im Vorschlag der SPD wichtige Aspekte: „Uns fehlt der Bereich Umwelt, Natur und Erholung. Auch der Kulturanteil fehlt uns darin. Außerdem möchten wir einfach die Mittel vom Projekt Soziale Stadt nutzen.“ Zumal es keinen Grund für eilige Entscheidungen gebe, wie André Klyer erklärte. „Ich sehe nicht, dass in Kücknitz die Situation fünf vor zwölf ist.“ Dafür sprach sich am Ende einer längeren Debatte eine große Mehrheit aus CDU, Grünen, BfL, FDP, Freie Wähler und Linke sowie Partei-Piraten aus.

Für Harald Quirder bedeutete das eine unnötige Verzögerung. „Das Programm ist in Moisling gerade angelaufen und bindet noch bis 2022 alle Finanzmittel. Es ist daher noch gar nicht klar, wann und ob Lübeck weitere Anträge für die Soziale Stadt stellen kann.“ Ähnlich enttäuscht kommentierte Carl-Wilhelm Howe (GAL) die Entscheidung: „Die CDU findet es wohl charmant, dass es in Kücknitz erst 2030 losgeht und nicht vorher.“ SDF

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