
Im temporären Stadtlabor in der Königstraße wollen die Architektur-Studentinnen Simone Kapitza (von l.), Sheila Nagel und Sabrina Weißmann ein Modell der Altstadt aus Lego-Steinen bauen. Im Hintergrund: Prof. Frank Schwartze (FH Lübeck). (SDF)
In drei leeren Läden tüfteln Studierende der Fachhochschule an der Zukunft der Altstadt.
Schwarze Lego-Steine sind nicht so gut. Sie stehen für leere Läden. Die gelben Klötzchen sind besser, sie symbolisieren bewirtschaftete Läden. Auch über den grauen, blauen und roten Steinen freuen sich Simone Kapitza, Sheila Nagel und Sabrina Weißmann. Die drei Architekturstudentinnen der Fachhochschule Lübeck wühlen mit Freude in dem Haufen Lego, suchen sich die passenden Farbkombinationen aus und wollen Häuser bauen. Das, was im leeren Laden in der Königstraße 32 gerade vonstattengeht, ist allerdings keine Spielerei.
Frank Schwartze, Professor für Städtebau an der FK, passt gut auf, was seine Studierenden bis Ende Mai mit den bunten Plastiksteinen in diesem und in zwei anderen leeren Läden in der Innenstadt anstellen. Denn in diesen offenen Stadtlaboren geht es um die Gegenwart und womöglich auch die Zukunft der Lübecker Altstadt. „Wir wollen nicht über Asphalt oder Pflaster diskutieren, sondern wir wollen herausfinden, was in der Innenstadt passiert und wie sie benutzt wird.“ Damit auch alle die Ergebnisse ihrer Bestandsaufnahme sehen können, bauen die Studierenden ein Modell der Altstadt in Maßstab 1:250 mit Lego-Steinen.
Bekannt ist über die Nutzung der Räume in der Altstadt bisher erstaunlich wenig, beklagt Olivia Kempke, Geschäftsführerin des Lübeck Managements. „Wir wissen aus dem jährlichen Einzelhandel-Monitoring, dass 14,5 Prozent der Läden in der Altstadt leer stehen. Aber wenn ein Friseur oder ein Schneider den Betrieb einstellt und die Gewerberäume verlässt, erfahren wir es nicht.“
Die Erforschungen der FH-Studenten sollen dazu dienen, neue Ideen zu entwickeln. „Die Erkenntnis, was zu tun ist, kommt nicht von der Wissenschaft, sondern von den Betroffenen und von den Bürgern dieser Stadt selbst“, betont Prof. Schwartze. Unterstützt wird das Projekt Stadtlabor vom Wissenschaftsmanagement der Hansestadt. Wissenschaftsbeauftragte Susanne Kasimir freut sich über die „Schaufenster des Wissens“ in leeren Läden: „Das Projekt vernetzt Menschen und macht Wissen nutzbar.“ Deshalb ist das temporäre Stadtlabor der FH in der Königstraße offen für das Publikum. Zwei weitere Stadtlabore befinden sich in der Königstraße 28 und in der Großen Burgstraße 31. Über die ersten Ergebnisse wird am 30. Mai ab 18 Uhr öffentlich diskutiert: zuerst im Laden Königstraße 32, dann in den zwei weiteren temporären Unterrichtsräumen und auf dem Koberg. SDF