
Architekt Jörg Bever (links) und Christopher Kähler, der gerade seine Ausbildung bei der Gemeinde abgeschlossen hat, weihten gemeinsam den Fahrstuhl in der GGS Strand Europaschule ein. (KG)
Timmendorfer erarbeiten einen „Aktionsplan Inklusion“ für die Gemeinde.
Zahlreiche interessierte Timmendorfer hatten sich in der Mensa der GGS Strand Europaschule eingefunden, um gemeinsam mit der Lebenshilfe Ostholstein einen Aktionsplan Inklusion für die Gemeinde an den Start zu bringen. Ziel des Projektes ist es, dass Menschen mit und ohne Behinderungen in Timmendorfer Strand ganz selbstverständlich gemeinsam und gleichberechtigt leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen können.
„Die Gemeinde Timmendorfer Strand steht für Vielfalt. Aber auch zukünftig möchten wir für Inklusion in allen Lebensbereichen stehen“, unterstützt Bürgermeisterin Hatice Kara das Projekt. „Im Rahmen des Kooperationsvertrages mit der Lebenshilfe Ostholstein als Projektträger des Projektes ,Ostholstein erlebbar für alle – Bereit für Inklusion und Barrierefreiheit’ hat sich die Gemeinde bewusst zur Inklusion verpflichtet. Und hier nutze ich das Wort Verpflichtung bewusst, denn wir alle stehen in der Pflicht ein positives barrierefreies Miteinander zu fördern. Inklusion ist ein Prozess, der im Kindergarten und in der Schule beginnt und sich dann weiter in das Berufsleben und in die Freizeit erstreckt. Inklusion geht uns alle an. Wir in der Gemeinde Timmendorfer Strand stehen dazu. Wir möchten, dass die noch vorhandenen Barrieren abgebaut werden – die baulichen aber auch die mentalen“, betonte die Verwaltungschefin.
Für Elisabeth Lund, die Beauftragte für Menschen mit Behinderung in der Gemeinde, ist Inklusion eine Herzensangelegenheit. Mit der Umgestaltung des Schwimmbades, der neuen Seebrücke, dem kleinen Niendorfer Park, Sportgeräten, einer Überwegung über die Bergstraße und behindertengerechten Toiletten auf dem Vogelpark-Parkplatz hat die Gemeinde bereits viel für die Inklusion getan. Allerdings gab es auch Anlass zur Kritik. Lund bemängelte, dass sich die Toiletten des auf der Seeschlösschen- Seebrücke errichteten Teehauses im ersten Stock befänden, außerdem sei der Schiffsanleger für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar. Kritik gab es auch für den Fischereihof Hemmelsdorf. „Der Steg ist für sehbehinderte Menschen nicht nutzbar“, kritisierte Lund. „Ich denke wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt auch noch viel, was wir noch tun müssen und damit müssen wir jetzt anfangen.“
Auch Lena Middendorf von der Lebenshilfe Ostholstein sieht Handlungsbedarf, zumal nicht nur Behinderte, sondern alle von Barrierefreiheit profitieren. „2011 wurden in Deutschland mehr Rollatoren als Kinderfahrräder verkauft“, sagte sie. „Es gibt viele Maßnahmen, die nicht viel kosten. Zum Beispiel hilft es Sehbehinderten, wenn Lichtschalter sich farblich von der Wand absetzen.“ An Thementischen erarbeiteten rund 60 Teilnehmer Verbesserungsvorschläge zu den Bereichen Arbeit und Beschäftigung, Tourismus, Freizeit und Kultur, Wohnen, Versorgung sowie Mobilität und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. KG