Zahn der Zeit nagt an Lübecks Schulen

Seit 2012 müssen Fassade und Fensterrahmen der Klosterhof-Schule im Mönkhöfer Weg gesichert werden. Fotos: Kröger

GMHL-Chef als Krisenmanager gefragt — Politik stellt endlich mehr Mittel zur Verfügung.

Marode Fenster, undichte Dächer oder defekte Sanitäranlagen: der bauliche Zustand zahlreicher Schulen in der Hansestadt ist katastrophal. „Es rächt sich jetzt an allen Ecken und Kanten, das notwendige Investitionen jahrzehntelang aufgeschoben wurden“, stellt Dennis Bunk fest. Der Chef des städtischen Gebäudemanagements (GMHL) kämpft seit fünf Jahren gegen die Sünden der Vergangenheit. „Es ist sehr viel Krisenmanagement angesagt“, beschreibt er seinen Alltag. So steht es auch in dem öffentlichen Bericht, der den politischen Entscheidungsträgern im vergangenen Jahr vorgelegt wurde. Fazit: „Die GMHL kann gegenwärtig der ihr vom Bürgermeister übertragenen rechtlichen Verpflichtung…..nicht gerecht werden. Die aktuelle Gefährdungssituation und dringend erforderliche Schutzmaßnahmen machen eine schnellstmögliche Bereitstellung zusätzlicher finanzieller und personeller Ressourcen unausweichlich.“

Die Politik reagierte und bewilligte sechs weitere Planstellen. Ob diese auch zeitnah besetzt werden können, ist allerdings offen. „Der Markt für Architekten ist ausgetrocknet“, weiß Dennis Bunk.

Auch finanziell wird das Gebäudemanagement besser ausgestattet. Waren es in den letzten Jahren durchschnittlich sieben Millionen Euro, sind es in diesem Jahr zwölf Millionen Euro. 2017 sollen 17,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Angesichts eines Instandhaltungsstaus für alle städtischen Gebäude von konservativ geschätzten 270 Millionen Euro ist das aber nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

68 Schulstandorte gibt es in der Hansestadt, viele Gebäude stammen aus den 50er und 60er Jahren. „Auch hier müssen wir jetzt unseren Tribut zollen, weil zu wenig gemacht wurde“, bedauert Dennis Bunk.

Ohne externe Geldgeber und staatliche Förderprogramme wäre die Lage noch prekärer. So stellt der Bund im Rahmen des Kommunalinvestitionsfördergesetzes knapp 13 Millionen Euro für energetische Sanierungsmaßnahmen bereit. Damit sollen das Carl-Jacob Burckhardt-Gymnasium und die Grund- und Gemeinschaftsschule St. Jürgen gebäudetechnisch fit für die Zukunft gemacht werden. Bisher müssen Schüler und Lehrer der GGS St. Jürgen zwischen den Standorten „Mönkhofer Weg“ und „Kalkbrennerstraße“ pendeln. Deshalb hat die Schule vorgeschlagen, die Kalkbrennerstraße aufzugeben und stattdessen ein zusätzliches Gebäude im Mönkhofer Weg zu bauen. Die Kosten sind durch das Förderprogramm gedeckt, denn eine Sanierung wäre fast genauso teuer. Allein die erst vor wenigen Jahren sanierte Sporthalle in der Kalkbrennerstraße bleibt erhalten, auf dem übrigen Grundstück können attraktive Wohnflächen entstehen. Dennis Bunk geht davon aus, dass die derzeit geplanten Baumaßnahmen 2018 beginnen können. „Wir rechnen mit Kosten in Höhe von13 Millionen Euro. Neun Millionen werden vom Förderprogramm gedeckt, dazu kommt noch der Erlös durch den Verkauf des Grundstückes Kalkbrennerstraße“.

Auch die Possehl-Stiftung greift der klammen Hansestadt immer wieder finanziell unter die Arme. Dank einer Finanzspritze in Höhe von 15 Millionen Euro werden sechs Standorte teilweise saniert und umgebaut. Dabei handelt es sich um die Grundschule Falkenfeld, die Gewerbeschule Nahrung und Gastronomie, die Marien-Schule, die Emanuel-Geibel-Schule, die Berend-Schröder-Schule sowie die Baltic-Schule, die fast die Hälfte der Summe erhält. Dort werden unter anderem Haustechnik und Fenster erneuert. Außerdem bekommen die Gebäude eine komplette Wärmedämmung. „In der Vergangenheit gab es im Winter Innenfrost auf den Wänden“, so Dennis Bunk. Im Herbst soll es bei laufendem Schulbetrieb losgehen. Voraussichtliche Dauer: zwei Jahre. afu

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Das städtische Gebäudemanagement (GMHL) hat rund 1000 Einzelgebäude im Portfolio. Gut 50 Prozent davon sind älter als 50 Jahre. Neben den Schulen, die mit rund 70 Prozent den größten Flächenverbrauch haben, gehören Kitas, Feuerwehren, Alten- und Pflegeheime, Verwaltungsgebäude sowie einige Sonderbauten wie Museen, das Theater und die MuK dazu. In der Bauunterhaltung arbeiten derzeit zehn Mitarbeiter plus zwei Gruppenleiter.
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