Digitale Lernräume sind (bald) da

Hochmoderne Erfindungen aus dem Multimedialabor der Uni Lübeck werden bald im schulischen und musealen Alltag geprüft. Prof. Michael Herczeg (r.) und Projektkoordinator Dr. Thomas Winkler an einer interaktiven Wand. (Fotos: Sdf)

Multimediaprojekt der Uni Lübeck in Museen und Schulen wird mit 580000 Euro gefördert.

„Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist die Zukunft“. So könnte das Spiel heißen, das im Multimedialabor der Uni zu Lübeck gespielt wird. Auf einem Postament scheint nichts zu stehen. Aber wenn der Leiter des Grass-Hauses, Jörg-Philipp Thomsa, ein Tablet darauf richtet, erscheint auf dem Display eine 3D-Reproduktion einer Skulptur. Und wenn er herumläuft, kann er sie von allen Seiten betrachten, als ob sie genau da auf der Ausstellungssäule wäre. „Verblüffend“, sagt Thomsa fasziniert. „Das nennt sich Augmented Reality, also erweiterte Wirklichkeit“, erklärt Prof. Michael Herczeg. Er ist der Direktor des Instituts für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS) an der Uni Lübeck und tüftelt mit seinen Mitarbeitern an den Museen und Klassenräumen der Zukunft: Interaktive Wände, Präsentationssysteme, die mit Gesten gesteuert werden, 3D-Scanner und vieles mehr werden hier erfunden und erprobt.

„Wir erweitern uns mit tragbaren Systemen, die Welt um uns herum wird erweitert, und das alles ist miteinander vernetzt“, erklärt er weiter. Und um diese Ideen weiter zu entwickeln, bekommt IMIS nun eine gewichtige Unterstützung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat 580000 Euro auf drei Jahre für das Projekt Ambient Learning Spaces (ALS) bewilligt. Zusammen mit Lübecker Museen und Schulen will IMIS prüfen, wie die Labor-Basteleien sich im konkreten Alltag bewähren. „Weltweit muss man sehr lange suchen, um ein ähnliches Projekt zu finden“, betont Prof. Herczeg.

Bedarf für die neuartigen Lernumgebungen ist da, sagt der Leiter der Lübecker Museen Hans Wißkirchen. „Diese eine Skulptur würde ich persönlich lieber im Original sehen. Aber für all die anderen, die wir nicht ausstellen können, wären diese technischen Möglichkeiten ideal.“ Zum Beispiel, um die Schätze der Völkerkundesammlung zu zeigen. „Oder um komplexe Themen wie die Evolution oder die geologischen Epochen spielerisch und interaktiv zu vermitteln“, fügt die Leiterin des Naturkundemuseums Susanne Füting hinzu. Eine interaktive Wand gibt es bereits im Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium.

„Unsere Erfahrungen sind sehr gut, trotzdem gab es am Anfang Vorbehalte zu überwinden“, berichtet Schulleiter Kai Glasneck. Auch die Geschwister-Prenski-Schule beteiligt sich am Projekt.

Die Befürchtung, dass Menschen in Schulen und Museen dann nur auf Bildschirme und Smartphones starren, zerstreut Prof. Herczeg. „Wir wollen nicht, dass die Menschen nur vor dem PC oder dem Bildschirm sitzen. Wir verstehen Multimedia nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der Realität.“ SDF

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