
„Es gibt viele gute Grunde für die Pflastersteine“, räumte Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) ein. (SDF)
Bürgerschaft entscheidet sich gegen das Kopfsteinpflaster.
Beide großen Fraktionen in der Bürgerschaft, CDU und SPD, haben entschieden: die Fahrbahn auf dem Koberg wird geteert. Der Rest des Platzes behält die traditionell anmutenden Steine. Vom 25. Juli bis zum 19. September werden nicht nur die Straße am Koberg, sondern auch die Große Burgstraße sowie die Breite Straße bis zur Beckergrube saniert. Die Kosten werden auf 510
000 Euro beziffert. Mit der Entscheidung schlug die Mehrheit auch den Vorschlag der Possehl-Stiftung aus. Sie hatte von sich aus angeboten, die Mehrausgaben von 200000 bis 240000 für das Kopfsteinpflaster zu tragen. An den späteren Instandhaltungskosten kann sie sich indes nicht beteiligen.
Die kleineren Parteien in der Bürgerschaft lehnte „die schnöde Asphaltpiste“ im Herzen des Weltkulturerbes ab und plädierten vehement für die Verlegung von geschnittenem und verfugtem Kopfsteinpflaster. In den Augen von Marcel Niewöhner (BfL) sei diese die optisch bessere Option. „Sowohl für Busse, als auch für Radfahrer und Fußgänger ist das eine optimale Lösung, die die Geschwindigkeit der Fahrzeuge reduziert und dem Anspruch einer Weltkulturerbestadt gerecht wird.“ Rein wirtschaftliche Betrachtungen seien bei der Straßensanierung auf dem Koberg fehl am Platz, mahnte Michelle Akyurt (Grüne). „Die Frage soll sein: Wie schaffen wir es, diesen Platz besser nutzbar zu machen. Wie schaffen wir es, an dieser Stelle eine Verkehrsberuhigung hinzubekommen, die die Aufenthaltsqualität erhöht.“ Die Asphaltierung des Kobergs würde die Frage nach der autofreien Innenstadt auf Jahre hinaus vertagen, fürchtete Akyurt.
Ähnliches schlug Karl-Wilhelm Howe (GAL) vor: „Wir müssen uns über ein neues Verkehrskonzept für die Innenstadt Gedanken machen.“ Dass geschnittenes Steinpflaster der Verkehrsbelastungen nicht standhalte, stellten Thomas Rathcke (FDP) und Bruno Böhm (Frei Wähler) in Abrede. Dieser meinte, die aktuelle Misere am Koberg habe damit zu tun, dass die Steine damals falsch verlegt wurden.
„Pflasterstein ist demokratisch“, warf Oliver Dedow (Piraten) ein.
Niemand unter den Asphalt-Befürwortern zweifelte an, dass Granit optisch die bessere Lösung sei. „Es gibt viele gute Grunde für die Pflastersteine“, räumte Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) ein, „aber ihre Funktionalität liegt weit hinter den Anforderungen.“ Christopher Lötsch (CDU) erinnerte die Gegner an die dreimal so hohen Folgekosten der Pflasterung im Vergleich zu Asphalt. „Wir wissen alle, was für eine lange Liste wir in Lübeck in der Bauunterhaltung abzuarbeiten haben. Und sie wollen eben mal schnell ein Material wählen, das technisch nicht das richtige ist.“
Für eine solche Bauweise außerhalb der geltenden Regelwerken werde es wahrscheinlich gar keine Gewährleistung geben, urteilte der Bauexperte. Asphalt würde hingegen weniger kosten, Lärm und Erschütterungen mindern, und die Aufenthaltsqualität und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer auf dieser Haupterschließungstrecke der Altstadt verbessern. Ulrich Pluschkell (SPD) betrachtete es nüchtern: „Der Koberg ist kein Schmuckplatz, sondern ein Nutzplatz“, dementsprechend sollte er ausgestattet sein. SDF