
Ein Stück Hafengeschichte geht jäh zu Enden. Die Fisch-Hütte wird am 30. September geschlossen. Die Stadt will die Untertrave verschönern und dort ein Restaurant bauen. (Fotos: Sdf)
Ende September macht das beliebte Lokal an der Drehbrücke Platz für Neues.
Ein schlichtes Häuschen in Schnellbauweise, breite Vorzelte drum herum. Die Fisch-Hütte an der Drehbrücke ist wahrlich kein architektonisches Schmuckstück. Und dennoch gehört sie gewissermaßen zum kulturellen Erbe der Hansestadt. Das urige Lokal hat eine lange Tradition. „Das war ein alter Hafenimbiss“, erinnert sich Inhaber Rudi Adam. „Mein Schwiegervater kaufte ihn vor 52 Jahren und seitdem sind wir hier.“
An der Drehbrücke tobte seinerzeit ein anderes Leben als heute. Im alten Hafen schufteten noch ganze Heerscharen von Stauern, in den angrenzenden Straßen die leichten Damen. „Und wir haben bis spät in die Nacht alle versorgt. Erbsensuppe, Knackwurst, Bier. Und runtergespült mit ‘nem Flachmann“, erzählt Rudi Adams und lässt die Hand auf die Tischplatte klatschen. Dem Lokal ging es gut, bis der Stadthafen aufgegeben wurde, berichtet der heute 66-Jährige. „Die Hafenarbeiter waren weg, in die leeren Wohnungen zogen Gastarbeiter ein, und die haben keine Erbsensuppe mit Knackwurst gegessen“, klagt Adam. Der Redegewandte hält einen Augenblick inne, sein Blick wandert in die Ferne. „Das war eine traurige Kiste.“
In den 80er Jahren und wiedermal Anfang der 90er Jahre blieb der Imbiss für längere Zeit geschlossen. Mal probierte sich Sohn Michael daran, mal übernahm Rudi das Geschäft. Rund lief es aber nicht.
Und dann kam die Idee mit dem Fisch.
Rudi Adam hatte schon immer Fisch gerne gemocht. Mit seinem Großvater ging er als Kleinkind angeln, später besaß er einen kleinen Kutter. „Aber ich war auch immer wieder enttäuscht worden, dass ich in den Restaurants nie richtig gut gemachten Fisch bekommen habe. So wollte ich zeigen, wie man es macht.“ Adams Handy klingelt. Ein Lieferant aus Bremerhaven meldet sich. Ein kurzes, freundliches Gespräch, es geht um Fisch und um Korn. „Sehen Sie, meine Fische kaufe ich direkt bei Fischern zwischen Bremerhaven und Rostock. Ich kenne die Leute. Bei mir gibt es keine fertig portionierte tiefgefrorene Ware“, sagt er, und wedelt mit dem Zeigefinger vor der Nase. Rudi Adam hat Ansprüche. Deswegen bestellt er zum Beispiel nur geangelte Aale. „Ein kranker Aal geht auch in die Reuse, aber nur ein gesunder Aal geht auf den Haken“, weiß der passionierte Angler. Nicht zu klein dürfen die Heringe sein und schön weiß das Schollenfilet. Die Speisekarte der Fisch-Hütte fällt absichtlich überschaubar aus, sie bietet lediglich sechs Sorten Fisch. Allerdings nur in bester Qualität. Die Ausstattung des Lokals darf dafür ruhig preiswerter sein.
Die Anfänge der Fisch-Hütte vor fast zehn Jahren waren nicht leicht. An manchen Tagen lagen am Abend nur 90 Euro in der Tageskasse. Erst allmählich setzte der Erfolg ein. Auch Politiker, Prominente, Hansetagdelegationen kamen und kommen gerne in das „Containerrestaurant“. Am liebsten erinnert sich der Fischliebhaber aber an ein Kind, das vor zwei Jahren am Nebentisch saß. „Und plötzlich sagte der Junge: Ich wünsche mir vom Weihnachtsmann, dass diese Hütte nie abgerissen wird.“ Einen Augenblick lang sitzt Rudi Adam ganz still. Ob es in seinen Augen plötzlich eine Träne funkelt?
Und nun wird die Fisch-Hütte tatsächlich abgerissen. Am 30. September schließt das urige Lokal für immer. Die Stadt will die Untertrave verschönern und an der Drehbrücke ein richtiges Restaurant hochmauern. Da will Rudi Adam nicht mitmachen. Er ist sich sicher: „Sie kriegen dort bessere Teller, bessere Tische, bessere Ausstattung, alles. Aber keinen besseren Fisch.“
Sein zweiter Sohn, Sebastian Kische, ist mit der Schließung einverstanden. „Wir wollen nicht ein Fast-Food werden. Besser ist, wir hören jetzt auf, wo es für uns am schönsten ist.“
Nur ein Problem hat dann Rudi Adam dann: „Ich muss mir Gedanken machen, wo ich in Lübeck noch Fisch essen kann.“ SDF
Schön, daß sich hier 1 Person, die sich großspurig „Die Gruppe“ nennt, 3 x mal negativ zu einem Thema äußert.
Reicht 3x, oder möchten Sie nicht sicherheitshalber noch 4-8 mal Ihre Meinung äußern?
Sicher bekommt man in Lübeck auch woanders guten Fisch (manchmal leider auch schlechteren Fisch, dafür aber hübscher garniert).
Das Preis – Leistungsverhältniss in der Fisch-Hütte war angemessen.
Es war im Sommer schön dort draußen beim Essen zu sitzen, oder sich einfach mal nur ein Fischbrötchen zu holen.
Wir jedenfalls werden die Fisch-Hütte vermissen.
Das kann nur jemand
aus dem Berchtesgadener
Land sagen. Die wissen
nicht wo es Lübeck wirklich
guten und frischen Fisch
gibt. Deswegen finden Sie
einen alten Fischkiosk gut.
Imbiss hat mit gutem
Fischessen nichts zu tun.
Sehr schade, dass dieses Stück traditioneller Lübeck Fisch-Speisekultur mit seinem urigen Image und allerbester Qualitätsware irgendwelchen hochglanzpolierten Großkotzprojekten weichen muss – und das, obwohl die aktuellen, sog. ehrwürdigen Lübecker Senatoren oft selbst, und auch sehr gern mit Gästen aus nah und fern – dorthin gepilgert sind,w eil sie wussten: das ist die beste Gelegenheit, in der Fisch-Hütte besten frischen Fisch zu speisen. Es ist zum Heulen, dass dieses Denkmal, anders als das Holstentor, abgerissenworden ist. Ich komme aus dem Berchtesgadener Land mehrmal im Jahr in meine deutsche Lieblingsstadt Lübeck und habe hier immer sehr gern mit Freunden Station gemacht!
Endlich, Endlich!!!
wird der Fischkiosk
abgerissen.Das wurde
höchste Zeit.
Alles hat im Leben
ein Ende.Leider verstehen
das manche Menschen
nicht. Auch wenn es richtig
ist.
Der Abriss einer schon zu einer festen Institution gewordenen Fisch-Hütte passt exakt zu einer Mentalität, die so manche Möchtergern-Metropole kennzeichnet: Man will mittels protzig teurer und steriler Groß(maul)projekte großstädtisch auftreten und merkt nicht, wie provinziell und peinlich gerade eine solche Planung ist.
Denn gerade das Kleine und Unscheinbare aber wirklich Feine macht das gute Niveau oft erst aus. Und zur Fisch-Hütte passt das Motto: „Mehr sein als scheinen!“ Mit Lübecks Umbauplänen verhält es sich genau andersherum.
Eine Einrichtung wie die kleine Fisch-Hütte mit ihrer Qualität passt doch viel besser zur Kulturszene in den alten Hafenschuppen und der Gollan-Werft als ein weiteres Nobel-Restaurant, das sich nur noch Wenige leisten können und von denen wir auch in Lübeck genug haben! Das alljährliche und einem so liebgewordene „Hurra Hurra, die Heringe sind da!“ wird mir unendlich fehlen.
Ich kann nur noch heulen.
Wann kommt endlich dieser
schlechte Fischkiost weg? Irgendwas läuft da falsch.
Schade ein Stück Lübecker Kultur muss einem modernen weichen!!!