
Die hochgradig schwerhörige Berit-Kristin Mohr hat im vergangenen Herbst in der Buchbinderei Rux ihre dreijährige Ausbildung zur Buchbinderin angefangen. (DO)
Die hochgradig schwerhörige Berit-Kristin Mohr macht eine Ausbildung zur Buchbinderin.
Berit-Kristin Mohr ist hartnäckig. Nach ihrem Abitur hat sich die 22-Jährige, die von Geburt an hochgradig schwerhörig ist, ein Jahr lang immer wieder um einen Ausbildungsplatz zur Buchbinderin beworben. In größeren Abständen auch mehrmals bei der Buchbinderei Rux in Lübeck. Die junge Frau, die aus Ratzeburg stammt und in Baden-Württemberg aufgewachsen ist, wollte unbedingt wieder zurück nach Norddeutschland und dort einen Beruf erlernen, „bei dem ich Kunst und Handwerk miteinander verbinden kann.“
Sie hat viele Absagen bekommen, sich aber nicht entmutigen lassen. „Die wenigsten Betriebe dürfen ausbilden. Wir sind in der Berufsschule in Neumünster zurzeit drei Handwerker aus dem Kreis Schleswig-Holstein und Hamburg sowie zwölf Industrieleute“, nennt Berit-Kristin aktuelle Zahlen. Doch sie hat nicht aufgegeben. Ihre Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Buchbindermeisterin Christiane Rux-Droste hat sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Seit September 2015 bildet sie die junge Dame aus. Und bereut es nicht. „Es ist schon ein anderes Arbeiten mit ihr. Man muss sie immer angucken, wenn man mit ihr spricht, denn sie braucht neben ihrem Hörgerät ein Mundbild und einen Ton, um verstehen zu können. Sie macht das so gut. Man merkt ihr ihre Schwerhörigkeit kaum an. Es ist eine Freude, mit ihr zusammenzuarbeiten.“
Berit-Kristin ist aber auch mit Feuereifer bei der Sache. „Dieses Handwerk ist genau das richtige für mich.“ Sagt‘s und strahlt über das ganze Gesicht. Sie findet es absolut faszinierend, was man alles machen kann. „Der Beruf ist so abwechslungsreich. Kein Produkt gleicht dem anderen und es gibt immer etwas zu entdecken.“ Besonders gut gefällt ihr die Freude der Kunden, „wenn wir ihr Buch fertig haben. Viele können es gar nicht fassen, dass so etwas Schönes herausgekommen ist“.
Sie ist ihrer Mutter unendlich dankbar, „dass sie damals entschieden hat, dass ich nicht die Gebärdensprache, sondern sprechen lerne. Ich war immer auf ganz normalen Schulen und stets mit Menschen zusammen, die hören konnten.“ Das und ihre jahrelange Übung haben sich auf ihren heutigen Zustand nur positiv ausgewirkt. Berit-Kirstin muss heute lediglich sehen und Töne hören können, um zu erkennen, was der andere sagt. Dann meistert sie jede Situation.
„Ich muss allerdings selber total aufmerksam sein. Manchmal muss ich jedoch nachfragen. Dann klappt alles wunderbar.“ Auch in der Berufsschule, wo sie sich an die vier bis fünf Lehrer gewöhnt hat und Unterstützung von ihren Mitschülern bekommt. „Ich kann mich nicht beschweren. Andere haben es schlimmer als ich“, sagt sie mit einem Lächeln, ehe sie sich wieder konzentriert ihrer geliebten Arbeit in der Werkstatt zuwendet. DO