Quo vadis Travemünde?

„Travemünde ist so ein bisschen der verlängerte Wurm von Lübeck“, sagte Heinz Meyer von der Timmendorfer Aktivgruppe. Man verkaufe sich unter Wert. (HN)

Die Wirtschaft diskutiert über „Tourismus-Marketing ohne Grenzen“.

Unter dem Motto „Tourismus-Marketing ohne Grenzen“ hatte die Travemünder Wirtschaftsgemeinschaft (TWG), eine Interessengemeinschaft von Kaufleuten aus dem Lübecker Seebad, zu ihrem alljährlichen „Get together“ geladen. Der TWG-Vorsitzende Ulf Freiherr von Danckelmann konnte dazu interessante Gäste im Restaurant Marina begrüßen.

Dabei zeigte sich, dass es schon innerhalb Lübecks Grenzen zu geben scheint: Wenn die Segel-Großveranstaltung Travemünder Woche stattfinde, nehme man das in der Lübecker Innenstadt gar nicht wahr, berichtete etwa Olivia Kempke, Geschäftsführerin des Lübeck Managments, woraufhin aus dem Publikum der Zwischenruf „Zum Glück“ zu hören war. Kempke berichtete weiter, sie sei in Lübeck auf Aussagen getroffen wie: „Wir sind doch nicht verrückt. Wir machen doch hier nicht noch Werbung für Travemünde.“ Das könne sie nicht verstehen, sagte Kempke. Mit so einem „Kleindenken“ könne man einen Wirtschaftsstandort nicht voranbringen.

Heinz Meyer, Vorstandsvorsitzender der Aktivgruppe Timmendorfer Strand und als Unternehmer in beiden Seebädern vertreten, erklärte, Travemünde sei besser aufgehoben, wenn es sich „mehr Richtung Lübecker Bucht orientieren würde“. Dann könne das Seebad seine Stärken besser ausspielen. Sein Eindruck: „Travemünde ist so ein bisschen der verlängerte Wurm von Lübeck.“ Sonst wäre man schon viel weiter. Travemünde hätte mit der Trave ein unheimliches Pfund, die Gäste könnten sich daran gar nicht sattsehen. „Wenn dann der Kaffee auf der Promenade nur eins sechzig kostet, dann sage ich, hier wird einfach ein bisschen was falsch gemacht. Wir nehmen zwei Euro fünfzig für den Kaffee und der Gast guckt sich bei Belletrist die Bücher an.“ Travemünde verkaufe sich unter Wert.

Timmendorfs Tourismusdirektor Joachim Nitz empfahl, bei der gemeinsamen Vermarktung der Seebäder mit kleinen Projekten zu beginnen. So hätten die Bäder der Lübecker Bucht eines gemeinsam:

Ein relativ dünnes Winterprogramm. Aus seiner Vorstellung heraus könne es dann weitergehen zum Beispiel mit dem Thema Mobilität. Mit Travemündes Kurdirektor Uwe Kirchhoff sei er im Gespräch über E-Bike Stationen.

Kirchhoff konnte immerhin eine bereits funktionierende überregionale Kooperation der Ostseeküste vorweisen: Die Ostseecard als Nachfolger der Kurkarte. Sie wird über Broschüren vermarktet. Die App würden bereits 100 000 aktive User nutzen, um sich vom Freizeitangebot in der Nähe bis zum Parkhausangebot zu informieren. Das passiere ganz leise. Und er gehe davon aus, dass das noch mehr werde. HN

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