Säbel schwirren, Lanzen jagen durch die Luft, Menschen toben und töten, Menschen schreien und sterben, Köpfe rollen und werden als Erinnerungsstück an die Wand genagelt. Für ihre erste gemeinsame Ausstellung haben sich die Overbeck-Gesellschaft und die Kulturkirche St. Petri durchaus horrorgeladene und bluttriefende Kunstwerke ausgesucht: die Gemälde, Grafiken und Installationen des in Berlin lebenden Schotten Andrew Gilbert.
Den 36-Jährigen treibt ein einziges Thema um: die Schrecken des vergangenen und des aktuellen Kolonialismus. Diese Besessenheit begann schon früh, erinnert er sich. „Als Kind habe ich einen schrecklich verherrlichenden Kriegsfilm über eine Schlacht zwischen Zulus und Briten im Fernsehen gesehen. Und als Kind habe ich gleich angefangen, diese Schlacht zu zeichnen.“ Mit der Zeit wurde seine Kunst politischer und aktueller. Denn die Kolonialherrschaft der Briten, Deutschen, Franzosen und Italiener hat heute andere Formen, ist aber nicht weniger brutal, meint Gilbert und prangert die „Schrottkultur“ und den Produktfetischismus des Westens an. Viele „Schrottprodukte“ der Konsumgesellschaft finden sich in seinen Gemälden und Installationen zuhauf wieder. Diese wirken so brutal und bissig wie die Karikaturen von George Grosz oder Otto Dix gegen die Nazis. Und sie strotzen vor der derben Ironie und der abstrusen Einfälle subkultureller Comics. Die Doppelausstellung „Ulundi is Jerusalem, Andrew is Emperor, Brocoli is Holy“ kommt als eine punkige Mischung aus Schrecken und Lachen daher. Über so viel Brutalität in einem Kirchenraum hatte sich Petri-Pastor Bernd Schwarze Gedanken gemacht. In St. Petri hat Gilbert ja eine Art barbarische Prozession mit monströsen Puppen vor dem Altar aufgestellt. Die radikale Kolonialismuskritik findet Schwarze allerdings passend, auch als selbstkritische Mahnung vor gewaltsamer Missionierung. „Der Geist der kirchlichen Ausdehnung hat auch koloniale Züge gehabt“, erinnert er.
Zu sehen ist die Ausstellung von Andrew Gilbert in der Overbeck-Gesellschaft und in St. Petri bis zum 17. April. SDF

Zulus niedermetzeln und Tee trinken: Mit seiner Kunst setzt sich der Schotte Andrew Gilbert mit den Schrecken der britischen Kolonialherrschaft auseinander.