Karin Brinke protestiert gegen die geplante Fällung von 48 Linden an der Untertrave.
Gegen die Verschönerung der Untertrave und das Fällen der Bäume regt sich Widerstand.
Karin Brinke stellt Lübecks Stadtplanern und Architekten ein schlechtes Zeugnis aus. „Verhalten: mangelhaft“ hat sie eigenhändig auf das Schild geschrieben, das sie hoch reckt. Sie und weitere Bürgerinnen und Bürger wollen nicht, das die 48 Linden an der Untertrave zwischen Holstentorbrücke und Drehbrückenplatz gefällt werden.
Nach den Plänen der Bauverwaltung und des Architekturbüros Trüper Gondesen Partner müssen die vorhandenen Bäume für eine breitere und schickere Flaniermeile mit jungen Blumeneschen weichen.
Antrag zum Fällen gestellt
Nach der Umgestaltung stünden die Linden nicht mittig auf dem verbreiteten Bürgersteig und es gebe wenig Platz zwischen Baumreihe und Kaikante, hatte Tonio Trüper auf einer Informationsveranstaltung vor einigen Wochen erklärt. Außerdem sei der klebrige Honigtau, der im Sommer von den Linden abtropft, den zukünftigen Flaneuren und Kioskbetreibern lästig, hatte der Landschaftsarchitekt hinzugefügt. Nur der große Baum vor der Drehbrücke soll erhalten bleiben. Der Antrag für das Fällen der 20 Jahre alten Linden wurde Mitte dieser Woche bei der Naturschutzbehörde eingereicht, ist aus der Stadtverwaltung zu hören.
Linden sind wichtig für die Bienen
Der Baum der Liebenden hat aber viele Liebhaber im Lübeck – und sie protestieren. „Die Stadt will immer alles neu machen, alles Bestehende muss weg, und dann erkennt man gar nicht, was vorher da war“, klagt Karin Brinke. Annette Schoner gibt sich kämpferisch: „Ich lasse mich anketten, wenn die zum Fällen kommen.“ Empört ist auch Nils-Holger Schomann über den Umgang mit dem städtischen Grün: „In der Stadt verschwinden Bäume viel zu oft einfach so, ohne dass jemand darüber informiert wird.“ Besonders deutlich kritisiert Umweltaktivistin Christa Fischer das Fällen der Bäume. Gerade die Linden an der Untertrave seien sehr wichtig für das Leben der Insekten in der Stadt, sagt sie. „Linden blühen ganz kräftig. Dann hört man hier im Sommer ein gewaltiges Summen.“ Dass neue Bäume an der Untertrave schnell wachsen und gut gedeihen können, bezweifelt sie. „Man sieht es an den drei neuen Bäumen, die an der Drehbrücke gepflanzt wurden, wie schwer es ist, hier Bäume wachsen zu lassen.“ Die nachgepflanzten Jungbäume werden mindestens 20 Jahre brauchen, um wieder so auszusehen wie die jetzigen, schätz Bürgerschaftsmitglied Katja Mentz (GAL). „Und dann ist bestimmt die nächste Umgestaltung der Untertrave dran, und sie werden wieder gefällt“, kommentiert sie skeptisch. Ihre Partei will die Linden erhalten und hat einen entsprechenden Antrag im Bauausschuss gestellt.
Unterstützt wird der Antrag von der Linken. „Wir wollen nicht nur die Bäume, sondern auch die Eisdiele im alten Pegel-Haus und die Fisch-Hütte retten“, erklärt Ragnar Lüttke (Linke). Diese Themen werden in der nächsten Ausschusssitzung am kommenden Montag, 6. Juni, ab 16 Uhr) beraten. SDF